Kleiner Rückblick auf den Beginn des SYV vor 20 Jahren, anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins am 20.4.2023

Im Januar 2002 bekam ich einen Anruf von Dr. Michael Buchmann. Es ging um Lamas und nebenbei kamen wir auf Yaks zu sprechen. Er sagte mir, dass ihm Sepp Zgraggen gesagt habe, dass es doch wichtig wäre, einen Yakzüchterverein zu gründen. Genau das hätten Dani Wismer, Sonja Mathis, mein Mann Erwin und ich auch vor, gab ich ihm zur Antwort. Da ich aber hoch schwanger mit unserem dritten Kind war, müsse das nun noch kurz warten, bis das Kind geboren und ich wieder fit genug sei, die Sache an die Hand zu nehmen. Einige Wochen später setzte ich mich mit Dr. Michael Buchmann wieder in Verbindung. Er war damals bei der Landwirtschaftlichen Beratungszentrale Lindau, später hieß es Agridea, für die Nischentierhaltung zuständig. Er hatte bei der Gründung des Straussenzucht-, Lamazucht- und des Hirschzuchtvereins mitgeholfen. Somit der richtige Mann für uns. Michael Buchmann kann heute leider nicht anwesend sein und lässt sich entschuldigen. Er hat sich sehr darüber gefreut, dass wir ihn für heute eingeladen haben.
Mit Michaels Hilfe organisierten wir am 16. November 2002 ein erstes Treffen von Yakhaltern, welche wir ausfindig gemacht hatten, im Restaurant Altkirch in Andermatt. Dabei ging es darum herauszufinden, ob genügend Interessenten für einen Verein zu finden seien. Bei der gut besuchten Veranstaltung beschlossen wir, die Gründung eines Yakhaltervereins in Angriff zu nehmen. Wettermässig stand das Treffen unter einem schlechten Stern. Es herrschten seit dem Vormittag in den Alpen Unwetter. Kurz nach Mittag hiess es, dass der Oberalppass wegen Schneesturm geschlossen sei und die Schöllenen in einer Stunde auch geschlossen würde. Fast fluchtartig verliessen alle Andermatt. Erwin und ich waren am Morgen mit unserer kleinen Mia, die ich dabeihatte, weil ich sie noch stillte, mit dem Zug über den Oberalppass gekommen. Da der Pass geschlossen war, blieb nur der Weg runter durch die Schöllenen. Jürg Bernhard aus Schmitten war zum Glück mit dem Auto gekommen und nahm Gwerders und uns mit. Mit Mühe und Not schafften wir es, inzwischen bereits im Dunkeln, nach Ilanz zu unserem Auto. Das Safiental aber war geschlossen. Wegen diversen Erdrutschen war die Straße unpassierbar. Oh Schreck! Zu Hause wartet ein Stall voller Tiere und das Nani mit den Brüdern von Mia. Nani musste mit den kleinen Buben zusammen das Füttern hinbekommen und wir mussten ins Nachbartal zum Opa für die Nacht. Am anderen Morgen sind wir dann mit ausgeliehenen Bergschuhen, da wir ja nur die leichten Ausgangschuhe anhatten und Mia im Tragetuch, zu Fuss über den Glaspass zurück nach Safien Platz gewandert. Die Strasse ins Safiental blieb zwei Wochen gesperrt. Soweit zum turbulenten Start aus meiner Sicht.
Nach ziemlich viel Vorarbeit fand am 5. April 2003 die Gründungsversammlung des SYV in Illnau/Effretikon, geleitet durch den Tagespräsidenten Dr. Michael Buchmann, statt. Anwesend waren total 25 Personen, 15 davon wurden zu den ersten Aktivmitgliedern des SYV. An dieser Gründungsversammlung wurde Daniel Wismer aus Emd als Präsident gewählt. Adrian Regli aus Andermatt, Jürg Bernhard aus Schmitten, Bruno Ottinger aus Oberweningen und Angelika Bandli aus Safien Platz wurden in Globo gewählt. Die erste Vorstandsitzung findet am 3.6. 2003 bei Adrian zu Hause statt. In dieser Sitzung waren alle fünf gewählten Vorstandmitglieder sowie Dr. Michael Buchmann anwesend. Die Vorstandsämter wurden verteilt. Daniel Wismer stand als Präsident von der Gründungsversammlung gewählt fest. Adrian Regli wurde Vizepräsident, Jürg Bernhard Kassier, Bruno Ottinger Herdebuchführer und Angelika Bandli Aktuarin. Der Verein musste von Grund auf organisiert werden. Ausser den Statuten, welche wir für die Gründungsversammlung bereits gemacht hatten, brauchte es einfach alles. Es galt z.B., ein Vereinslogo zu kreieren. Dieses habe ich von Hand gezeichnet, Dani hat den Tibetischen Schriftzug für Yak organisiert und mit Michael zusammen haben wir es digitalisiert. Ein Bankkonto musste eröffnet werden, Anmeldeformulare für Mitglieder gestaltet werden, sowie einen Internetauftritt generiert, damit man uns überhaupt finden konnte. Bruno hatte die Herkulesaufgabe, ein Herdebuch zu machen. Er suchte nach einer Organisation für die Herdebuchsoftware und einen Ort, wo wir DNA-Analysen machen lassen konnten. Wir mussten ein Herdebuchreglement aufstellen, den Rassestandard und das Zuchtziel formulieren, sowie Haltungsrichtlinien ausarbeiten. Da die Schweiz das einzige Land der Welt ist, welches ein Herdebuch für Yaks führt, konnten wir nirgends einfach alles übernehmen. Es war uns nur möglich, bei anderen Organisationen zu schauen, wie sie es machen, und dann für unsere yak-spezifischen Zwecke selbst neugestalten. Es war extrem viel Arbeit zu leisten. Alle waren aber mit viel Energie und Freude dabei.
Die erste GV nach der Gründungsversammlung fand am 17.04.2004 in Illnau/Effretikon statt. Es waren 27 Personen anwesend, davon waren es 15 Aktivmitglieder. Das erste Yakhaltertreffen fand am 9./10. Oktober 2004 bei Jürg Bernhard auf der Schmittneralp statt. Die 2. GV war von 29 Personen, davon 16 Aktivmitglieder und 2 Passivmitglieder, besucht und fand bereits in Olten statt. Das 2. Yakhaltertreffen fand am 8. Oktober 2005 bei Doris und Dölf Christen in Grafenort statt. Also am selben Ort wie das letztjährige Yakhaltertreffen (11. September 2022).
Heute zählt der Verein 77 Mitglieder, davon sind 67 Aktivmitglieder. Die Zahl der Aktivmitglieder hat sich mehr als vervierfacht.
Die inzwischen gut 20 Jahre vergingen für mich wie im Flug. Deutlich wie lange die Zeit eigentlich wirklich war, zeigt mir unsere Tochter Mia, welche inzwischen 21 Jahre alt ist und bei der Orientierungsversammlung in Andermatt gerade mal gut 8 Monate alt war. Das Feuer der Begeisterung für die Yaks brennt in mir nach wie vor. Gibt es etwas Schöneres, als bei Sonnenuntergang zu oberst auf der Alp zwischen der friedlich grasenden Yakherde zu sitzen, während das Tal unten schon im Schatten ist?

Safien, im April 2023 Angelika Bandli